Brutto/Netto Kurve - Österreich

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Laut einer Statistik der WKO gab es 2017 im Durchschnitt 3.655.302 Menschen in Österreich die ihren Lebensunterhalt als ArbeiterInnen, Angestellte und BeamtInnen erwirtschafteten.

All diese Menschen beziehen einen Brutto Lohn von dem sie Abgaben an den Staat und das Gemeinwesen leisten. Dieser Beitrag wird z.B. verwendet um den Einzelnen zu versichern oder Dinge für die Gemeinschaft zu finanzieren, wie Straßen, Krankenhäuser … etc.

Die Fragen Wie viel bleibt mir Netto? Bekomme ich nachher mehr? stellen sich daher immer bei jeden Jobwechsel oder Gehaltserhöhung. Wie so oft hat auch dieses Thema seine Tücken; weiter unten wird gezeigt, dass es Bereiche in der Brutto/Netto Kurve gibt, wo man bei mehr Bruttolohn weniger Netto bekommt.

Um einen größeren Überblick zu geben habe ich im Folgenden das Thema grafisch aufbereitet. Wer die Einführung überspringen will geht direkt zu den Grafiken

Achtung: Alles was nun folgt bezieht sich auf das “normale” Monatsgehalt. Das heißt, das 13te-14te Gehalt sowie etwaige Zulagen und Absatzbeträge werden nicht besprochen. Auch sollte man wissen, dass der hier genannte Brutto Lohn nicht der Betrag ist, den man den Arbeitgeber “kostet”. Dieser ist für den Arbeitgeber durch zusätzliche Abgaben höher als der Brutto Lohn der ArbeitnehmerIn.

Erklärung zu den Grafiken

Zwar beziehen sich die Abgaben normalerweise auf das Jahreseinkommen, aber um die Beträge greifbar zu machen wird hier das Monatseinkommen verwendet.

Beispiel

Sie verdienen brutto monatlich 1200 €, daher bekommen sie in einem Jahr 16800 €.

Brutto: 12 x 1200 € + 1200 € (13tes) + 1200 € (14tes) = 16800 €

Daher ist in der Grafik Ihr Lohn mit 1200 € angeschrieben!

Eine Brutto-Netto Kurve schaut im Allgemeinen so aus:

bruttonettoerklärung
Auf der x-Achse sind die möglichen Brutto Monatsgehälter, die y-Achse zeigt was Netto übrig bleibt. Wenn es keine Abgaben gäbe (keine Sozialversicherung, keine Lohnsteuer … etc) wäre die Brutto-Netto Kurve eine einfache Gerade: Sie bekommen Brutto 1100 €, ihnen bleiben Netto 1100 € .

Diese Gerade (schwarze Linie im Bild mit “Keine Steuern”) teilt das Bild in zwei Hälften:

  • Alles darüber wäre ein Plus zum Brutto-Lohn. Das passiert aber leider nie.
  • Alles was unterhalb der Linie gezeichnet wird, bedeutet man hat Geld “verloren”.(Durch die Abgabe wird man versichert und ermöglicht Dinge wie Kultur und Straßenbahnen)

In Österreich gibt es 2 Mechanismen die den Brutto-Lohn verringern: der Sozialversicherungsbeitrag und die Lohnsteuer.

Eigentlich ist es ganz einfach:

  • Vom Brutto-Lohn berechnet man die Sozialversicherung.
  • Man zieht vom Brutto-Lohn die Sozialversicherung ab.
  • Mit dem was übrig bleibt wird die Lohnsteuer berechnet.

Was die Sache so “schwierig” macht ist die Art wie Sozialversicherung und Lohnsteuer berechnet werden.

Geringfügig Beschäftigte

Wenn man “geringfügig” beschäftigt ist zahlt man keine Sozialversicherung und keine Lohnsteuer. Im Jahr 2018 liegt die Geringfügigkeitsgrenze bei monatlichen 438,05 €, wer mehr verdient zahlt nach dem obigen Schema.

Sozialversicherungsbeitrag

Die Sozialversicherungsträger heben bis zu 18,12 % des Brutto-Lohns ein:

Beitrag Höhe
Krankenversicherung 3,87 %
Pensionsversicherung 10,25 %
Arbeitslosenvers. 3 %
Arbeiterkammerumlage 0,5 %
Wohnbauförderung 0,5 %
Summe 18,12 %

Salzburger Gebietskrankenkasse

Das bis zu bezieht sich auf den Arbeitslosenversicherungsbeitrag. Dieser ist in Österreich gestaffelt, das heißt je nachdem wie viel man verdient zahlt man zwischen 0 % und 3 % (Das bitte gut merken, weiter unten sieht man diesen Effekt in einer Grafik.)

Außerdem gilt das nur bis zu einem Bruttoeinkommen von: 5130 €. Alles was mehr verdient wird ist nicht mehr sozialversicherungsbeitragspflichtig (Egal ob sie 6000 € oder 10000 € verdienen, sie bezahlen 18,12 % von 5130 €).

Lohnsteuer

Nachdem der Sozialversicherungsbeitrag abgezogen wurde kann die Lohnsteuer berechnet werden

Jahreseinkommen Steuersatz
bis zu 11.000 € 0%
von 11.000 € bis 18.000 € 25%
von 18.000 € bis 31.000 € 35 %
von 31.000 € bis 60.000 € 42 %
von 60.000 € bis 90.000 € 48 %
von 90.000 € bis 1.000.000 € 50 %
ab 1.000.000 € 55 %

Finanz.at

Grob zusammengefasst: Ihnen bleiben im Jahr zwischen 11000 € und 18000 € Euro? Ziehen Sie 11000 € ab und berechnen Sie davon 25%, das ist Ihre Lohnsteuer.

Man sieht schon, das Ganze ist kein Hexenwerk, aber doch eher mühselig. Im Netz gibt es daher eigene “Brutto-Netto Rechner” wie z.B. https://onlinerechner.haude.at/bmf/brutto-netto-rechner.html

Alle Grafiken die jetzt kommen beziehen die Zahlen aus diesem Rechner.

Grafiken

Laut Statistik Austria lag das Median-Einkommen bei Unselbständigen im Jahr 2014 bei rund 1820 €. Das heißt 50 % verdienen 1820 € oder weniger (Mehr zum Median findet sich in einem alten Eintrag: hier)

Für geringere Einkommen schaut die Brutto-Netto Kurve wie folgt aus: bruttonettodetail Orange zeigt den Brutto-Lohn nach Abzug der Sozialversicherung, Grün das “echte” Netto (also nach Abzug der Lohnsteuer, was sie im Börserl haben). Zum Vergleich ist in Blau die Brutto/Brutto Kurve (= Keine Abgaben) gezeichnet.

Hier zeigt sich folgendes:

  • Das geringfügige Beschäftigung keine Abgaben nach sich zieht (Blau,Grün und Orange liegen übereinander).

  • Wenn man über die Geringfügigkeitsgrenze kommt bezahlt man Sozialversicherung, aber keine Lohnsteuer (Grün und Orange liegen übereinander, sind aber unterhalb von Blau).

  • Ab einem Brutto Monatslohn von 1255,9 € bezahlt man Lohnsteuer auf den Monatslohn, vorher nicht (Grün und Orange trennen sich).

  • Wer nicht aufpasst und nur etwas mehr als die Geringfügigkeitsgrenze verdient hat dann weniger Netto als vorher. Erst ab 516 € bekommt man wieder 438 € Netto !

Schaut man sich die höheren Einkommen an: bruttonettodetail sieht man das sich der allgemeine Trend fortsetzt; Orange und Grün driften auseinander. Einzig drei “Zucker” wirken eigenartig.

Das ist die Staffelung des Arbeitslosenversicherungsbeitrags! Die einzelnen Grenzwerte sind:

  • 1648 €: 0 %
  • 1648 € bis € 1798 € : 1 %
  • 1798 € bis € 1948: 2 %
  • Darüber: 3%

Jetzt kann man natürlich einwenden, dass man diese Grenzwerte anders lesen muss und ähnlich wie die Lohnsteuer nur der Differenzbetrag für den Prozentsatz herangezogen wird. Das ist aber leider nicht richtig, siehe hier.

Daraus folgt: Wer 10 Cent mehr als 1648 € verdient, zahlt 1 % mehr Sozialversicherung und hat damit weniger als vorher; weiters bekommt jemand der 1667 € Brutto verdient ca. gleich viel Netto wie jemand mit 1648 € Brutto Lohn. Ähnliche Zahlen lassen sich für die anderen Grenzen berechnen.

Wer noch weiter hinausgeht kann die Abgabengrenze in der Sozialversicherung sehen: bruttonettodetail Bis zu 5130 € driften die blaue und die orange Kurve auseinander. Danach verlaufen sie wieder parallel (egal wie viel Brutto, jeder zahlt den gleichen Beitrag!)

Zuletzt noch eine grobe Faustregel für Gehaltsverhandlungen. Wenn man sich nicht sicher ist was Netto übrig bleibt und es Brutto mehr als 2000 € beträgt ist eine gute Näherung:

Netto = (Brutto-900)/2+1000

Die schwarze punktierte Linie zeigt diese Näherung: bruttonettodetail

Fazit

Natürlich ist das nur ein grobes Bild der Brutto-Netto Kurve von Österreich: Absatzbeträge, Pendlerpauschalen, Jahressechstel … etc wurden nicht berücksichtigt. Aber es zeigen sich doch gewisse Eigenheiten: Das man nach Überschreitung einer Grenze weniger Netto hat als vorher ist eigenartig. Natürlich, die Beträge sind so eng gesetzt, dass es wenige Menschen betreffen wird, aber ich frage mich doch warum man in der Erstellung eines Steuersystems so etwas einbaut.

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